II. Rote Wut

Er warf sie zu Boden. Drohend knurrend stand er über ihr. Sie hatte ihn betrogen und hintergangen! Sie hatte ihn getäuscht! Der kalte Hass in ihm wogte erneut auf. Er sah, wie sie unter ihm zappelte. In ihren Augen konnte er die blanke Angst erkennen. Doch er konnte sie nicht gehen lassen. Nicht, nach all dem, was sie getan hatte. Er beugte sich zu ihr herunter. "Du hast mich verraten!" Eine ihm völlig unbekannte Ruhe durchströmte ihn. Sie fing an sich zu wehren und wollte schreien oder etwas rufen - doch er liess ihr keine Zeit. Er senkte schloss seine Kiefer um ihren Hals. Er hatte diese Katze geliebt! Und sie hatte ihm alles genommen. Er schmeckte ihr warmes, salziges Blut, und ein eiserner Geruch umwehte sie beide. Er liess sie los. Erst jetzt erkannte er, was er getan hatte. Nein! Nein, Nein! Bitte nicht! Entsetzt starrte er sie an. Er sah die Tränen in ihren Augen, ihre Liebe. Zu ihm.Er hatte ihr unrecht getan! Sie hatte versucht, es ihm zu erklären, doch er hatte es nicht hören wollen. Ihr Körper zuckte ein letztes Mal. Dann lag sie still. Er war wie erstarrt. Nein. Unter Schock liess er sich neben sie sinken. Sie war tot. Er hatte sie ermordet. Wegen einer Lüge. Er sah zu ihrer Wunde. Es strömte immer noch Blut aus ihr. Die rote Flüssigkeit floss über ihren schlaffen Körper, über den Boden, und tropfte in den Fluss. Das Rot in dem Wasser liess ihn wieder zu Sinnen kommen. Er stieß einen tiefen, verzweifelten Schrei aus und vergrub seinen Kopf in ihrem weichen Fell. Er merkte, dass er weinte. Auf einmal machten ihm die Schatten der Bäume Angst. Sie wirkten bedrohlich vor dem Mond, der kalt und hell scheinend über ihm stand. Der Wind ließ nach. Alles war still. "Warum?", flüsterte er mit tränenerstickter Stimme. Doch der Wald konnte ihm keine Antwort geben.